40 Jahre MSV

Ein Gedächtnischronik von Hans Behse aus dem Jahr 1971

So begann es einmal

Fußball ist schon immer die herrlichste Nebensache der Welt gewesen. Das wurde uns Kindern in Meinkot deutlich, als in Velpke 1928 ein Fußballverein entstand. Wenn in Velpke Fußballspiele waren, dann gingen wir Kinder zu Fuß nach Velpke, um Arno Schulz im Tor, Willi Triller in der Verteidigung usw. zu sehen. Natürlich färbte das ab. Wir Kinder spielten auch Fußball. Die Holzpantoffeln wurden mit Bindfäden festgebunden, als Ball diente oft nur ein notdürftig zusammengenähter Lumpensack. Aber wir spielten.

Schließlich kamen die ersten Knabenspiele mit anderen Dörfern. Die erste Versammlung des Sportvereins fand auf dem Hofe der Gastwirtschaft Schmidt statt, wo versucht wurde, eine echte Knabenmannschaft zu gründen und einen Mannschaftsführer zu wählen. Von dieser Knabenmannschaft stand oft was in den Zeitungen.

Dadurch wurde Lehrer Eßmann aus Brechtorf auf Fußball - Meinkot aufmerksam. Er war damals Vorsitzender des Fußballgaues Vorsfelde. Mit seiner Hilfe ‑ sein erstes Gespräch fand mit Otto Staudtmeister statt ‑ wurde der Verein dann gegründet. Wilhelm Klein wurde der erste Vorsitzende des Vereins.

Aber was für ein Anfang. Es gab keinen richtigen Platz. Beim großen Landwehrfest in Meinkot wurde die alte "Sandkuhle", die mit Binsen bewachsen war und so ähnlich wie eine Müllkippe aussah, einplaniert. Das reichte aber nicht für ein Spielfeld. So ging die Jugend damals in ihrer Freizeit daran und machte den Sportplatz mit Loren zu einem ebenen Gelände.
Diese Arbeiten wurden aber immer wieder gestört. Der „alte Hübotter“ hatte dafür gar kein Verständnis und fuhr mit seinen Pferdegespannen immer wieder über diesen Platz.

Bis den Sportlern schließlich die Geduld riß. Sie gruben einen tiefen Graben. Schließlich mußten sie noch einen zweiten Graben machen, weil Hübotter sich einen anderen Weg über den Platz gesucht hatte. Sogar im Gemeinderat wurde seinerzeit über diese Verhältnisse verhandelt. Sport war damals gar nicht selbstverständlich.

Bevor der Verein richtig stand, kam es zum ersten Spiel gegen Wahrstedt. Durch die Fahrrinne von Hübotter blieb Otto Staudtmeister im Sand stecken, ein Spieler sprang auf sein Bein. Otto wurde der erste Verletzte im Verein mit einem Beinbruch. Die erste Platzverweisung handelte sich übrigens Hans Behse ein. In einem Knabenspiel gegen Danndorf traf er statt einem Ball das rückwärtige Hinterteil von Helmut Müller.

Allmählich kam Meinkot aber in Schwung. Schuhmacher Richard Engel hatte Hochbetrieb. Er mußte aus ausrangierten Arbeitsstiefeln provisorische Fußballstiefel schustern. Wer hatte schon Geld für richtige Fußballstiefel ? Hermann Staudtmeister hatte Schneider gelernt und nähte die ersten grünen Hosen. Daß sie zuweilen nicht recht paßten, wen störte das schon? Auf weißen Sporthemden wurden grüne Kragen genäht und ein Vereinsabzeichen angebracht.

Dann wurde Meinkot ein gefürchteter Gegner. Die ersten Spieler waren Albert Bischoff, Otto Staudtmeister, die drei Geschwister Bicknäse, die beiden Schünemänner, Hermann Wiesel, "Coppi“ Müller, Stani Czybeck, Werner Radtke, Erwin Kraul, Erich Hinze, Hermann Staudtmeister, Walter Behse, Hermann Schliephake u.a. Es wurde in zwei Mannschaften gespielt. Altersgrenzen gab es noch nicht.

Erich Hinze war übrigens der erste Spieler in "Strumpfhosen“. Bei einem Spiel im Schnee in Sisbeck (Am Schafstall) behielt er einfach seine Unterhosen an.

Meinkot spielte damals in der höchsten Klasse im Gau Vorsfelde. Für die Vorsfelder Sportzeitung gab es zwei hervorragende Reporter: Richard Engel und Erich Roberti. Es ist eine Lust, noch heute diese Berichte zu lesen. Meinkot war immer mit vorn.

Der erste Pokal

Im Sportheim steht auf einem Sims ein großer schwarze Mann, dem einige Glieder fehlen. Das war der erste Pokal, den sich Meinkot erobert hat. Das Turnier fand in Boimstorf statt. Wie die Berichterstatter schrieben, glänzte Meinkot durch seine Kopfballtechnik. Das Problem war nun aber, wie diesen Pokal nach Meinkot zu bringen. Schließlich wurde ein Kartoffelsack besorgt, daran Bindfaden angebunden, und los ging die Fahrt mit dem Fahrrad. Da es auch damals schon Alkohol gab, wurde der "schwarze Mann" etwas lädiert. Das hinderte aber nicht daran, den damaligen Vorsitzenden Walter Kues mitten der Nacht davon zu unterrichten.

Inzwischen sind viele Pokale dazugekommen, wie die stolze Galerie es beweist. Richard Engel übernahm den Vorsitz im Verein. Der Krieg begann, und schließlich lag der Ball tot. Aber gleich nach dem Krieg fanden sich wieder Kräfte, die an die alte Tradition anknüpfen wollten. Hans Behse berief eine Versammlung ein, und schon im Herbst 1945 wurde der "SuS Meinkot" wieder ins Leben gerufen. Das erste Spiel fand dann gegen Danndorf statt, Es war aber unter den damaligen Verhältnissen schwierig, einen Vorsitzenden zu finden. Schließlich übernahm Julius Koschnitzke den Verein. Er mußte mit Dosenwurst los und dafür einen Fußball organisieren. Für Kartoffeln gab es Fußballstiefel. Es war ein schwerer Anfang.

In dieser Zeit spielten unsere Damen aber Handball. Auf dem Trecker fuhr alles gemeinsam los. Vor dem Fußball spielten die Damen, und das war nicht weniger aufregend. Wenn Ilse Dammann losfegte und Lieselotte Tiedtke sich in das Getümmel warf, wenn Hete Eichholz ihren Mund aufmachte und Irmgard Klein die Tore warf, dann war Stimmung. Mehrmals standen die Meinkoter Damen im Endspiel um die Kreismeisterschaft, aber es glückte nie. Aber Spaß hat es doch gemacht.

Unter dem Vorsitz von Otto Staudtmeister und Karl Krajczyk wurde herrlicher Fußball gespielt. Meinkot spielte immer eine Rolle. Walter Heine übernahm den Vorsitz. Meinkot stieg, als Kräfte abwanderten, freiwillig von der 1. in die 2.Kreisklasse ab und gewann dann prompt seine erste Meisterschaft und auch noch die Kreismeisterschaft.

Das konnte aber den Verfall der Mannschaft nicht aufhalten. Es fehlte an Nachwuchs. Schließlich wurde die Mannschaft ganz abgemeldet. Da war es der jetzige Trainer Willi Ewers, der eine Knabenmannschaft aufbaute. Sie wollte an den Punktspielen teilnehmen. Dafür war aber ein Vorstand erforderlich. Der Verein wurde erneut gegründet mit Emil Bicknäse an der Spitze. Bald gab es auch wieder eine Herrenmannschaft, die sich wieder die Meistersshaft der 2.Kreisklasse und auch die Kreismeisterschaft erspielte.
In der 1.Kreisklasse gehörte Meinkot wieder mit zu den besten Mannschaften. So wurde sie im Spieljahr ‑ inzwischen‑. wurde Manfred Stephan Vorsitzender ‑ 1969/70 Staffelmeister und Kreismeister der 1.Kreisklasse.

Im Spieljahr 1970/71 spielte Meinkot wieder in der obersten Kreisklasse, der Kreisliga, und wurde zu einem Favoritenschreck. Mit dem 5.Tabellenplatz wurde das Spieljahr beendet.

Ein besonderer Erfolg wurden die Kreispokalspiele aus Anlaß des 25jährigen Bestehens des NFV Kreis Helmstedt. Der Meister Kästorf konnte die beiden Punktspiele gegen Meinkot nicht gewinnen und unterlag nach einem Elfmeterschießen auch im Pokalspiel. TSV Helmstedt II wurde, obwohl sehr verstärkt, geschlagen. Gegen Jerxheim wurde aus einem 0:3 noch ein 4:3, und im Endspiel in Helmstedt schlug Meinkot den Nachbarn Bahrdorf mit 2:0 und darf sich nun stolz Kreispokalsieger nennen. Ein wunderbares Geschenk der Mannschaft zum 40jährigen Bestehen des Vereins. Wie sehr Fußball‑Meinkot im Dorfleben steht, beweisen die etwa hundert Zuschauer in Helmstedt. Fast jeder dritte Einwohner war dabei.

Möge es immer so bleiben.